Nickolas Michaelsen, Protagonist des Romans KING OF PAIN, wurde als Säugling von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert. Die Suche nach seinen Wurzeln wird für den erwachsenen Nick zum lebensgefährlichen Abenteuer...
Das Thema Kinderadoption ist in Deutschland noch immer mit einem Tabu behaftet. Sicher ist dies darauf zurückzuführen, dass eine Adoption von Außenstehenden häufig gar nicht als solche wahrgenommen wird. Gleichzeitig übt das Thema aber auch eine gewisse Faszination aus, ausgelöst durch die vielen Geheimnisse, die eine Adoption umgibt: Welche angeborenen - daher noch unbekannten - Eigenschaften wird das Kind im Laufe seines Lebens entwickeln? Wird es irgendwann dem Drang nachgeben, seine leiblichen Eltern aufzusuchen? Und: Was bewegt eine Frau dazu, ihr Kind fortzugeben?
Jahr für Jahr werden in Deutschland an die 8000 Kinder adoptiert. Allerdings nimmt diese Zahl seit Jahren ab, da immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben werden. Die Zahl der adoptionswilligen Elternpaare hingegen steigt unaufhaltsam an; 1998 ging für nur 18 % aller Bewerberpaare der Kinderwunsch in Erfüllung. Entsprechend philiströs und sorgfältig fallen die Auswahlverfahren der Jugendämter aus, die nicht selten Hausbesuche, obligatorische Seminare und sogar psychologische Gutachten vorsehen; viele adoptionswillige Paare scheitern schon an Altersbegrenzungen.
Das in Deutschland praktizierte Verfahren ist die Inkognito-Adoption. Demgegenüber steht die offene Adoption, die in den USA verbreitet ist und auch bei uns immer mehr Befürworter findet.
Bei der Inkognito-Adoption bleibt die leibliche Mutter anonym. Sie selbst erfährt weder den Aufenthaltsort des Kindes und der Adoptiveltern, noch darf sie danach forschen. Im deutschen Adoptionsgesetz heißt es wörtlich: "Tatsachen, die geeignet sind, die Annahme und Umstände aufzudecken, dürfen ohne Zustimmung des Annehmenden und des Kindes nicht offenbart oder ausgeforscht werden" (§ 1758 Abs. 1 BGB). Nur die Adoptiveltern können entscheiden, ob auf die Geheimhaltung verzichtet, d.h. ob eine offene Adoption vollzogen werden soll.
Nach erfolgreicher "Adoptionspflegezeit", die i.d.R. ein Jahr dauert und während der die Beziehung zwischen Kind und Adoptiveltern von der zuständigen Behörde geprüft wird, spricht ein Vormundschaftsgericht die offizielle Annahme des Kindes durch die Adoptiveltern aus. Das Kind ist von nun an mit allen Rechten einem leiblichen, ehelichen Kind gleichgestellt.
Nicht selten diskutiert werden die psychischen Auswirkungen einer Adoption auf das Kind.
Eher vereinzelt werden Ängstlichkeit, Bewegungsstörungen, Perfektionsdrang sowie Bindungsängste und Kontaktschwierigkeiten festgestellt. Häufig aber, spätestens in der Pubertät, sehen sich Adoptivkinder Identitätskrisen ausgesetzt, die in vielen Fällen zur Kontaktaufnahme des Adoptierten mit den leiblichen Eltern führen.
Diese Problematik hat der Roman als Ausgangssituation aufgegriffen. Er versucht sich dem Thema auf unterhaltende Weise zu nähern. KING OF PAIN ist ein Thriller, ein Kriminalroman, kein soziologisch-wissenschaftlicher Bericht. Die Handlung ist frei erfunden, ebenso die Personen. Das beschriebene persönliche Dilemma des Nick jedoch ist deckungsgleich mit zigtausenden Schicksalen.
© Helge Thielking
Foto: Tanja Brockshus
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