Hier findet ihr eine kleine Leseprobe aus der Geschichte “HEIMLICHE HELFER”.
Sie spielt in Schweden und kann aus anderer Sicht auch bei Henning Mankell in “MÖRDER OHNE GESICHT” nachgelesen werden. Von da ist auch die Idee zu dieser Geschichte, denn irgendetwas fehlte im Ablauf von Mankells Geschichte. Also habe ich das aus Sicht des Atze-Trios A3 ergänzt und geschildert:
...
Als sie am Markt in Kivik ankamen, waren die meisten Stände schon besetzt. Sie sahen alle gleich aus. Hinter einem großen Zelt war aber noch ein Verkaufsstand für sie frei. Sie hievten ihre schweren Kartons in den Schlamm, denn es hatte wieder angefangen zu regnen. Sie öffneten die Kisten, holten die Schnapsflaschen heraus und reihten sie ordentlich auf dem Klapptisch auf.
Tom sah sich um. Links von ihnen verkaufte ein alter, schmutziger Mann billige Teppiche. Rechts verkauften zwei komische Typen Lederjacken.
Fred holte eine schwedische Zeitschrift hervor und blätterte darin. Da sah er ein Bild von einem Polizisten, der schon seit Monaten versuchte, einen brutalen Doppelmord aufzuklären.
“He, schaut mal”, rief Fred. “Norbert hat uns gestern doch von dem brutalen Mord an den alten Bauern erzählt. Hier ist der Kommissar, der noch immer versucht, den Fall aufzuklären! Kurt Wallander auf der Jagd nach den Mördern ohne Gesicht!”
Glatze und Tatze beugten sich herüber und betrachteten das Foto. Da ging plötzlich in dem großen Zelt vor ihnen ein Radau los. Irgendetwas war darin besonders witzig.
“Mensch, sind die laut!”, klagte Gerd.
Nach einer halben Stunde hatten sie immer noch nichts verkauft. Kein Kunde traute sich anscheinend hier her. Aber da zwängten sich zwei Männer zwischen einem Wohnwagen und rostigen Zeltstangen hindurch. Das Trio erkannte den einen sofort. Es war – der schwedische Kommissar aus der Zeitschrift!
“O Gott” würgte Tom, “auch das noch!”
“Wir sind geliefert, Leute! Sie haben uns ertappt!”, flüsterte Gerd.
Aber Fred beruhigte sie: “Langsam, Jungs! Ruhig Blut! Erst mal abwarten und Tee trinken!”
Tatsächlich interessierten sich die beiden Polizisten für die Männer mit den Lederjacken.
Und dann ging alles sehr schnell. Einer der Lederjacken-Verkäufer hatte plötzlich eine Pistole in der Hand und zielte auf die beiden Polizisten. Die warfen sich schnell zur Seite und eine Kugel flog knapp über sie hinweg. Wallander fiel rückwärts gegen einen Wohnwagen und der andere verhedderte sich in ein paar Zeltleinen. Doch er sprang schnell wieder auf, zog ebenfalls eine Waffe und feuerte auf den Schützen. Der zuckte zusammen, verlor seine Pistole und griff sich an die blutende Schulter.
Der andere Bandit flüchtete. Kurt Wallander rappelte sich auf und folgte ihm. Der jüngere Polizist rief ihm noch etwas nach und stürzte sich dann auf den Verwundeten. Doch dieser wich aus und der Polizist landete auf dem Tisch, der zusammenbrach.
Tom und Gerd hatten sich unter ihren Verkaufsstand verkrochen und Fred hatte sich hinter einer rostigen Zeltstange in Sicherheit gebracht. Doch da machte der Verwundete einen Satz über ihren Tisch und stieß dabei alle Schnapsflaschen um. Sein Verfolger hatte sich schnell wieder aus den Lederjacken befreit und eilte ihm hinterher. Aber er stolperte und landete in ihren Pappkartons.
“Leute”, stotterte Tom, “das sind die Mörder!”
“He, der hat unsere Ware zerstört”, schimpfte Gerd entrüstet.
“Kommt, den fangen wir ein! Auf die ist bestimmt ein Kopfgeld ausgesetzt!”, rief Fred und lief dem Flüchtenden hinterher. Seine Kumpanen folgten ihm.
Der verletzte Mörder hatte einen kleinen Vorsprung. Doch den holte das Trio leicht auf. Fred war ihm schließlich schon ganz nahe gekommen, da bog er schnell ab und Fratze stolperte über Zeltstangen und landete im Dreck.
Nun rückte Tom dem Flüchtigen auf die Pelle. Der aber lief ins große Getümmel und schubste die Leute rücksichtslos aus dem Weg. Man hörte die empörten Rufe der Besucher. Natürlich kümmerte er sich nicht darum und stieß eine Stange weg. Dutzende von Kürbissen fielen auf Tom, der nun darunter begraben wurde.
Doch Gerd ließ sich von diesen Missgeschicken nicht beirren. Er sprang durch den Kürbishaufen, aus dem sich Tatze eben hervor wühlte, riss einem alten Mann den Krückstock aus der Hand und schwang ihn über dem Kopf. Er kam dem Täter nahe, der stehen geblieben war und sich lange keuchend umschaute. Er hatte Gerd noch nicht entdeckt. Dieser machte einen Bogen um ihn und kam so vor den Mörder, der sich nun wieder auf und davon machen wollte. Gerd versteckte sich hinter einem Lieferwagen und wartete auf den Killer.
Da kam er. Gerd hörte seine schnellen Schritte und seinen schweren Atem. Als er neben ihm um die Ecke bog, holte Gerd aus und schlug mit voller Kraft zu. Die Wucht des Schlages schmetterte den anderen zu Boden, wo er benommen im Matsch liegenblieb. Gerd schlug vorsichtshalber noch ein paar mal mit der Krücke auf ihn. Vor Anstrengung lief ihm der Schweiß von der Stirn.
Da tauchten auch Fred, Tom und der junge Polizist auf. Der holte seine Handschellen heraus, drehte den Verletzten auf den Bauch und fesselte ihn. Als er kurz darauf aus seiner Ohnmacht aufwachte, wurde er vom Beamten abgeführt. Das Atze Trio folgte ihnen.
“Gut gemacht!”, lobte Kurt Wallander die Drei.
Sie befanden sich auf dem Polizeirevier in Ystad. Soeben hatten sie von dem Kommissar erfahren, dass die beiden Festgenommenen tatsächlich die gesuchten Doppelmörder waren. Sie waren aus Tschechien eingereist, wo sie auch schon früher wegen Gewaltverbrechen eingesperrt worden waren. Doch das war Fred, Tom und Gerd egal. Sie interessierten sich nur noch für die Belohnung von 100.000 Kronen!
Wallander fuhr weiter fort: “Ich interessiere mich nicht für euren Schnaps, ob ihr ihn eingeschmuggelt habt, und auch nicht, wo ihr ihn her habt. Die Sache ist schon kompliziert genug. Ihr erzählt keinem davon, dass ihr eigentlich den einen Verbrecher gefangen habt. Mein Kollege Martinson hat ihn festgenommen. Kapiert?”
“Klar!”, antwortete Fred, “verstanden.”
“Okay.” Kurt lächelte. “Es wäre nämlich ziemlich dumm, wenn morgen in der Zeitung stünde: Schwedische Polizei braucht Hilfe aus deutscher Unterwelt!”
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124 Seiten |
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